Vergleichbar der grundlegenden thematischenAusrichtung bei anderen Künstlern seiner Generation bildet auch für Thomas Steiner die Natur das zentraleBezugsfeld einer Anschauung, die Organisches und Vegetatives nicht abbildhaft, sondern als elementares Kräftespiel definiert. Steiners Papierarbeiten und Leinwände nehmen in energetischer Grundsätzlichkeit und zugleich voller Sensibilität diesen bildnerischen Diskurs auf. Im Widerstreit von Chaos und Ordnung schafft der Künstler komplexe, das Materielle ebenso wie den gestalterischen Vollzug betonende Werke. Ihre assoziative Nähe zu organischem Wachstum und Natur findet auch ihre Entsprechung in einer Deutung, die - möglicher- weise sogar bevorzugt - seelischen Komponenten Rechnung trägt. Steiners Arbeiten verdeutlichen in ihren Verästelungen und rhythmisch strukturierten Strichgefügen Spannungsfelder, die gleichsam seismographisch über die Befindlichkeit des Künstlers Auskunft geben. Der impulsive, hektische Duktus seiner Papierarbeiten und Gemälde schlägt sich in einer breiten expressiven Ausdruckskala nieder, in der das Graphische, Zeichnerische überwiegt. Thomas Steiner arbeitet in den großen Formaten mit schwarzem Pigment und hellem Graphit auf Molino, in den kleinen Werken auf Papier mit Graphit und schwarzer Kreide. In deutlicher Vorliebe für - die bereits erwähnten vegetativen und organischen Strukturen konzentriert sich Steiners Oeuvre auf eine Balance, die in stilistischer Weise lnformel und Abstrakten Expressionismus miteinander verbindet.Sein Werk entwickelt sich gegenwärtig mit einem Elan, der dank innerer Richtigkeit das Ziel seines bildnerischen Bemühens ebenso klar wie direkt absteckt.Peter Baum 1996
Eine sich "gestisch" definierende Zeichnung operiert stets mit einem sehr markant nach vorne gestellten Bewegungsaspekt, einer fast automatisch verlaufenden Ausdrucksbewegung der zeichnerischen Hand. In seinen graphisch/malerischen Arbeiten entwickelt Thomas Steiner ein komplexes System von "Standbildern" solcher Strukturen, wobei hier in besonderer Weise zusätzlich der Materialaspekt - etwa die Verwendung spezieller Papiersorten - zum Tragen kommt. Seine malerisch/graphisch fixierten Strukturen nähern sich stets Naturabbildern, ohne hier jedoch ein endgültiges Naheverhältnis - schon gar nicht im Sinne einer Abbildung - zu definieren. Sie versuchen kein "als ob", sondern be- stimmen eine eigene Welt.Peter Assmann 1997